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verdeckt

verdeckt

Von Ariane Koch

Text
Ariane Koch
Jahr
2020

«Die poetisch-dokumentarische Suche, auf die sich das Theater Marie mit der Schweizer Autorin Ariane Koch begibt, kommt der Person Verena Lehner, oder dem, wofür sie aus heutiger Sicht stehen könnte, vielleicht näher als eine faktisch belegte Biografie. … Die beiden Schauspielerinnen meistern den Hochseilakt, dieses schwere, aber historisch nicht untypische Schicksal aus moderner Sicht zu erzählen, zu performen, nachzufühlen und kritisch zu beäugen, so meisterhaft, dass trotz aller Schwere auch gelacht werden kann. … Das sparsam eingesetzte Theremin-Spiel des Musikers, sowie eine spielerische, aber bestechend einfache Bühnenlösung unterstützen das Skizzenhafte des Abends, der in seinen Feststellungen immer einen Schritt vor und zwei zurück zu machen scheint. … Besondere Erwähnung verdient die aus Not geborene Streaming-Variante des Abends. Mit grossem Gespür für den Wechsel von Bühne zu Screen verwandelten Team und Spielerinnen das Stück in eine lässige puristische Performance-Kurzversion für die Kamera. Lebendig, schnell und ohne zu viel zu wollen gelang eine Online-Vorstellung, die very entertaining war und sich von vielen Versuchen in diese Richtung geradezu erfrischend abhob.»

Auszug aus der Würdigung des Schweizer Theatertreffens 2021.

Inhalt

Verena Lehner wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Bauersfrau und sechzehnfache Mutter legt in ihrem Hof im Rynetel zwischen Suhr und Gränichen in den frühen Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts Frauen und Männern Karten. Ihr Ehemann ist ein Trinker. Sie sorgt praktisch alleine für die Kinder und verdient zusätzliches Geld, indem sie kranke und alte Menschen auf ihrem Hof pflegt. Ihr monetäres Kapital häuft sich an und ihr Wissen über die Aargauer Bourgeoisie wächst. 1929 wird Verena Lehner wegen Giftmord an zwei ihrer Kostgänger*innen angeklagt. Es wird Arsen in den Körpern der Opfer nachgewiesen. Das Rattengift. Die Tat soll einige Jahre zurückliegen. Die Indizienlage ist diffus. Die vermeintliche Mörderin leugnet bis zum Schluss. Die Zeitungen berichten beinahe täglich über den Sensationsprozess. Verena Lehner wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei der Urteilsverkündung versammeln sich 400 Aarauerinnen und Aarauer, nicht wenige von ihnen Kundinnen der Kartenlegerin, vor dem improvisierten Gerichtssaal im Rathaus. Ariane Koch, die sich von Kurt Badertschers Buch «Giftmord» [2018] und dem Roman «Die Wahrsagerin» von Rösy von Känel [1936] inspirieren lässt, deckt schreibend Fragmente von Verena Lehners Schicksal aus feministischer Perspektive auf. Erinnerungen an ihr Leben montiert sie mit Gedanken, die sich aus einer heutigen Haltung ergeben. Der Text begibt sich auf die Suche nach einer Erzählung als Macht über die Wahrheit. Eine Redegelegenheit, die Verena Lehner nie hatte.

Den Theatertext «verdeckt» von Ariane Koch steht Ihnen zum Download zur Verfügung.

Die Giftmörderin Von Suhr – Podcast

Der Journalist und Theaterschaffende Pascal Nater veröffentlicht einen mehrteiligen True-Crime-Podcast. Im Podcast von Kanal K «Die Giftmörderin von Suhr» verwebt er Fakten, Gerüchte und Dokumente über das Leben von Verena Lehner zu einer packenden Audioerzählung. «Mein Podcast befindet sich irgendwo zwischen Hörspiel und Dokumentarfilm für die Ohren», beschreibt er seine Arbeit.
Podcast – hier

Spiel

Nadine Schwitter, Sandra Utzinger

Musik

Daniel Steiner

Kostüm

Myriam Casanova

Szenografie

Andreas Bächli

Regie

Olivier Keller

Vermittlung

Rebecca Etter

Dramaturgie

Patric Bachmann

Podcast

Pascal Nater [Kanal K]

Theaterfotografie

Andreas Zimmermann

Projekt

Inspiriert von «Giftmord» von Kurt Badertscher [2018] und «Die Wahrsagerin» von Rösy von Känel [1930], mithilfe der Nachfahrinnen Alexandra Gloor und Ronja Rohr, den Kartenleger:innen Jessica Klein, Sandra Roser und Thibault Schiemann und Cornelia Reichert, der leitenden Ärztin des Tox Infos Suisse

Partner

Koproduktion mit Theater Tuchlaube Aarau und ThiK Theater im Kornhaus Baden, Radio Kanal K

Gefördert durch

Aargauer Kuratorium, Stadt Aarau, Kulturkommission Suhr, Migros Kulturprozent, Hans und Lina Blattner Stiftung